Eine ausdauernde Kletterpflanze, die Hecken und Zäune überwuchern kann und eine große rübenähnliche Wurzel hat: Die Zaunrübe hat einen sehr passenden Namen. Der Gattungsname „Bryonia“ leitet sich ab vom griechischen Wort „bryon“ = wachsen, sprossen und bezieht sich auf das rasche Wachstum der Stängel aus dem Wurzelstock. Es gibt einige Zaunrüben-Arten. Bei uns heimisch ist die Rote oder Rotbeerige Zaunrübe (Bryonia dioica). Sie ist zweihäusig („dioica“) getrenntgeschlechtlich: Das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Deshalb heißt sie auch „Zweihäusige Zaunrübe“. Die Weiße oder Schwarzbeerige Zaunrübe stammt aus Südeuropa, hat sich aber auch in Mitteleuropa ausgebreitet. Sie ist im Gegensatz zur Roten Bryonia einhäusig getrenntgeschlechtlich: Jede Pflanze hat sowohl männliche als auch weibliche Blüten.

Das Interessante an der Zaunrübe sind die vielen Trivialnamen. Etwa „Tollrübe“ oder „Totenwurzel“. Sie deuten darauf hin, dass alle Pflanzenteile der Bryonien sind sehr giftig sind. „Gichtrübe“ spielt auf die medizinische Verwendung an. In der Volksmedizin wurde die Zaunrübe aber nicht nur bei Rheuma, sondern zum Beispiel auch als Abführ- oder Brechmittel, bei Infektionen, Verdauungs- und Atemwegserkrankungen verwendet. Die Weiße Zaunrübe galt in Russland auch als Abtreibungsmittel.

Auch „Heilige Rübe“ wurde Bryonia genannt. Denn die Pflanze galt als so machtvoll, dass sie das Vieh vor Hexen schützen konnte. Im Elsass war der Name „Herbe aux femmes battues“, also Kraut der geschlagenen Frauen, gebräuchlich, denn die Zaunrübe, äußerlich angewandt, wurde gegen Hämatome von Schlägen eingesetzt.

Außerdem wurde die Wurzel der Zaunrübe, die übrigens mehrere Kilo schwer sein kann, als potentes Liebesmittel angesehen. Wenn Mädchen zum Tanzen gingen, legten sie sich ein Scheibchen der Wurzel in die Schuhe, um einen Mann zu finden. Das muss ziemlich unbequem gewesen sein.

Quellen:
Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“